Geschichte der Familie von Walthausen

Einige Auszüge aus dem Buch von Dr. Max Bär

(erschienen im August Lax Verlag 1929)

3. Die Weldihausen in den umliegenden Dörfern.

Von dem Dörfchen Welliehausen aus sind nun Mitglieder der Familie seit alter Zeit und, wie wir eben noch gesehen auch in neuerer Zeit in andere Dörfer der Hameler Goe und weit darüber hinaus in andere Dörfer und Städte und zumal nach der Stadt Hameln verzogen. In dieser Reihenfolge wollen wir versuchen, der Bewegung wenigstens für die ältere Zeit zu folgen.

In Afferde bei Hameln begegnen wir im 16.Jahrhundert nur den zur Verwandtschaft des Kanzlers Walthausen gehörigen Kord und Hans, also dem nachweisbar aus Welliehausen gebürtigen Kord Weldihusen, dem Erbauer der Afferder Mühle, und Hans Walthausen, dem Vater des Propstes Anton. Beide werden als Stammväter der Linien des Propstes und des Stadtvogtes Hans unten behandelt werden. Lange Zeit ist dann kein weiterer Weldihausen in Afferde nachweisbar. Erst 1680 wird bei der Erbhuldigung für den Herzog Ernst August ein Beibauer Johann Wellihusen und 1689 im Geldregister des Amtes Springe ein Kötter Burchard Welliehusen neben dem damals 36 Jahre alten Johann genannt und noch später 1706 und 1715 als von Hakescher Lehnmann ein Jobst Welliehusen (1).

Diedersen: Bei der Erbhuldigung für Herzog Ernst August 1680 ein Kötter Kurd Welliehusen; 1688 ein Halbmeier Jost Welliehusen mit 18 Morgen Land und unter den Köttern Hans Welliehusen mit 6 Morgen; 1777 und 1790 Heinrich Welliehausen als Inhaber einer Hofstätte mit 15 Morgen Land meierweise vom Hakeschen Rittergut Diedersen (2).

Hasperde: 1678 Ernst Wellihusen mit 200 und 1680 Hinrich Wellihusen mit 230 Schafen und Lämmern (3)

Hilligsfeld: Wenn der oben zum Jahre 1400 genannte Litone "Klaus von Weldehus" diesen Namen geführt hat, so ist er als der älteste nachweisbare Zuzügler von Welliehausen nach Hilligsfeld zu betrachten. Anderthalb Jahrhundert später sind drei Welliehausen, Ludeke, Heinrich und Hans in Hilligsfeld, 1562 ein Ludeke, 1565 ein Meier Hans Weldehusen, 1583 Hans, Kurd, Ludeke und Berend Wellihausen. Der letztgenannte war Krüger, der erste hatte spiegelbergisches Land unter dem Pfluge, Kurd hatte Land von Jost von Wetberg, und Ludekes Hof war ein Teil der etwa 40 Morgen Stiftsländerei, die der Bürgermeister Johann Matthias in Hameln ohne Wissen und Willen des damaligen Propstes Jost Lorleberg angekauft hatte. Noch 1553 zahlte Ludeke seine Pacht an die Propstei. Genaueres erfahren wir aus Anlaß der 1585 stattgehabten Erbhuldigung. Damals war Kurd Weldihausen 36 Jahre alt und aus Hilligsfeld gebürtig. An Land hatte er 100 Morgen, teils vom Haus Koppenbrügge, teils von Jost von Wetberg und 4 Morgen Wiesenwachs. Hans war aus Welliehausen gebürtig und 60 Jahre alt. Vom Stift in Hameln hatte er 22 Morgen Zinsland, vom Hause Koppenbrügge 8, von Jost von Wetberg 9 Morgen, vom Hause Springe 5 Morgen Rottland, von der Kirche zu Hilligsfeld einen Morgen, alles um Zins, und einen Morgen Wiesenland. Auch Ludeke war von Welliehausen gebürtig und 45 Jahre alt. Er hatte um Zins von Johann Matthias zu Hameln 40 Morgen, vom Stift 2 Morgen, von der Kirche zu Hilligsfeld 10 Morgen, vom Hause Springe 4 1/2 Morgen Rottland und einen Morgen Wiese zum Matthiasschen Lande gehörig. Endlich war damals noch ein Kötter Bernt Weldihausen in Hilligsfeld, 50 Jahre alt und dort geboren, mit 4 1/2 Morgen Rottland vom Amte Springe und von der Kirche 2 Morgen. Am Anfang des neuen Jahrhunderts erscheint dann an Kurds Stelle ein Heinrich Wellihusen (4).

Holtensen und Unsen: Seit 1583 erscheint hier ein Kurt Weldihausen, etwa 1555 in Zersen in der Grafschaft Schaumburg geboren, mit anderthalbhundert Schafen und Rottland vom Hause Springe, neben ihm 1587 auch ein Braun, 1592 ein Hans. Bei der Erbhuldigung für Herzog Ernst August im Jahre 1680 werden aufgeführt: der Vollmeier Heinrich Wellihusen, der Beibauer Balzer Wellihusen und der Kötter Hans Wellihusen. Aus der Rauchschatzbeschreibung von 1688 sind die Besitzverhältnisse für Holtensen-Unsen ersichtlich: die Vollmeier Hans mit 56 Morgen und Heinrich mit 60 Morgen, die Großkötter Heinrich mit 6 Morgen und Hans (dessen Haus ledig steht), die Beibauern Balzer mit einem Morgen und Hinrich Wellihusen der ältere im Witwenhause (5). Der Vollmeier Hans ist wohl derselbe der im Hamelschen Stadtkataster als Besitzer von Stiftsland aufgeführt wird, das er von Melchior Spilker und Tobias Schwartze gekauft hat (6).

Nach Holtensen als dem nahen Kirchdorf sind wohl die Beziehungen von Welliehausen besonders rege gewesen. Aber auch über die oben genannten nahe gelegenen Ortschaften der Hameler Goe hinaus haben sich Mitglieder der Familie oder auch Träger des gleichen Namens verbreitet. Es genügt die Ortschaften hier aufzuzählen. Die meisten von ihnen liegen im schaumburgischen oder ehemals Schaumburgischen Gebiete. In einigen Fällen mögen für das 16. Jahrhundert auch die Vornamen aufgeführt werden, soweit sie nämlich in der Familie auch sonst gebräuchlich gewesen sind.

Bennigsen, Bensen (1549 Harmen, 1556-1565 Kord), Börri, Brülsen, Deckbar (1580 Tonnies), Derenberg, Drimkerbruch, Fischbeck, Fulen (1549 Tonnies), Haddendorf, Haddensen, Hastenbeck, Herkendorf (1580 Kurd), Höfinge (1549 Johann, 1580 Kurd), Latferde, Lauenstein , Lockum, Neustadt, Oldendorf unter Schaumburg (1598 Kord), Pötzen (1549-1588 Heinrich), Raden (1549 bis 1571 Joist, Christoffer), Rumbeck (1549 Heinrich, 1556 Heinrich und Bernd), Weibeck (1549 Bernd, 1549 Hans, 1572 und 1586 Severin und Frau Anna, die in den genannten Jahren der Stadt Hameln Geld geliehen haben) (7), Wickbolsen (1549 Kord), Winslar, Zersen (1557-1580 Kord, 1588 Hans) (8).

Zu zweien dieser Orte liegen ausführlichere Nachrichten vor, Im Hausbuch des spiegelbergischen Amtes Koppenbrügge vom Jahre 1660 findet sich zum Dorfe Neustadt in der Pfarrei Hachmühlen die eingehende Angabe: Hans Wehlihausen ist ein Großkötter, dient wöchentlich einen Tag mit der Hand und des Jahrs vier Tage mit den Pferden, als drei Tage zu eggen und einen Tag drei Malter Korn an die Weser zu führen, oder gibt Dienstgeld jährlich 2 Taler 8 Groschen. Sein Landbesitz 20 Morgen Herrenland, 14 Morgen Junkerland, Wiesen und Garten. Er gibt Landschatz 15 Groschen, Heringsgeld 7 Groschen, Pflichthafer 3 Himten (9).

In Haddensen im Amte Schaumburg lassen sich die Wellihusen fast zwei Jahrhunderte hindurch verfolgen. Bei Grenzfestsetzungen zwischen Schaumburg und Braunschweig im Jahre 1611 ist von einem schaumburgischen Zinsbauer Hans Wellighausen in Haddensen die Rede. Sein Knecht sagte als Zeuge von ihm aus, daß sein Herr und der Holzmeister davon geredet, daß sie die Grenzsteine und Grenzpfähle ausreißen wollten. Bald darauf sei sein Herr eines Abends fortgegegangen und erst 2 Uhr morgens zurückgekommen. Auf die Frage seiner Frau habe er ihn dann antworten gehört, sie seien auf dem Süntel gewesen und hätten die Steine und Pfähle auf Befehl ihrer Obrigkeit fortgeräumt. - Von dieser Zeit an bis 1687 wird immer ein Hans Wellighausen oder Wellihusen in Haddensen, also wohl Vater, Sohn und vielleicht Enkel aufgeführt, 1695 einmal ein Johann Beisner, aber nur als Stiefvater des 1696 folgenden Henrich Wellighausen, von 1727 an Hans Jost, 1753 Johann Jost, 1785 bis 1792 Harm Hinrich Welliehausen und dann als sein Nachfolger ein August Wilhelm Hupe (10).

Auch in weiterer Entfernung vom Wesergebiet begegnen wir dem Namen der Familie, einer Klara Margarete Wellinghus im Jahre 1721 in der Bauerschaft Markentrop im Kirchspiel Buer im Stift Osnabrück (11) und schon 1598 einem Tonnies Walthusen in Isenbüttel als Gläubiger eines hannoverschen Bürgers (12).

Anmerkungen:
  1. Kal.Br.Des.16 B 11 Nr.4; Hann.Des.76c B; Kal.Br.Des. 22 X Nr.84 Bd.1; Kal.Br.Des.19 XI O Nr.17 Bd.2 und X L Nr.17 Bd.6; Hann.Des.4 v.Hake, Lehne vom Kloster S. Moriz und Simeon zu Afferde.^
  2. Kal.Br.Des.22 X Nr.84 Bd.1; Des.19 XI O Nr.17 Bd.2; Hann.Des.4, von Hake (Diedersen).^
  3. Kal.Br.Des.19 XI B Nr.36 und 39.^
  4. Kal.Br.Des.16 B 12 Nr.3 und 8; Kal.Br.Des.19 X Nr.73 und 122; Des.22 X Nr.14 Bd.2; Hann.Des.75 B 1 (=Kop.III 990) G 3 und G 4; Hann.Des.76c B b 37.^
  5. Kal.Br.Des.19 X Nr.122; XI L Nr.1 Bd.3; XI O Nr.17 Bd.2; Kal.Br.Des.22 X Nr.14 Bd.2 und Nr.84 Bd.1; Hann.Des.76c B b 37.^
  6. St.-A. Hannover, Hdschr. C 24 f.^
  7. Kopienbuch in Privatbesitz in Hameln, jetzt St.-A. Hannover: 72 Hameln Hs 2.^
  8. Kal.Br.Des.19 XI B Nr.36; XI L Nr.5 Bd.2; XI E Nr.E Nr.10 Bd.2; X Nr.73 und 122; Hann.Des.19 d I Nr.310 und 315; Hann.Des.74 Hameln 1 C Nr.6; Hann.Des.75 (Hameln) G 3 k; St.-A. Münster, Stift Minden Gen.5 und Repertorium 191, 4a Or.336; St.-A. Marburg, Schaumburg IV C 62, IV G Z 1 (4567) und für die meisten schaumburgischen Orte die Rechnungen des Amtes Schaumburg in IV C 60, 61, 64, 65. Zahlreiche Familien desselben Namens finden sich in den Kirchenbüchern von Fischbeck.^
  9. Hann.Des.19d 1 Nr.310 S.356 ff.^
  10. Kal.Br.Des.1 1 Gen.Nr.6; Hann.Des.75, Hameln, G 3, G 34 und I Kellnereirechnungen des Stiftes.^
  11. St.-A. Münster, Stift Min-den 389.^
  12. Stadtarchiv Hannover, Rezesse 1587-1617.^